Bell Labs 1952: Audrey Demo © Bell Labs
Von Oliver Ruhm
02. Januar 2023

Wort, Grafik, Interaktion, Konversation. Und dann?

Oliver Ruhm
Oliver Ruhm, Zeughaus Design © Patricia Keckeis
Das Verschwinden der Dinge, wir sprechen seit vielen Jahren darüber. Audiokassette, Diktiergerät, Fax, Stoppuhr, Taschenrechner. Alles old hat, alles wird virtuell, digital, transzendiert über Apple IDs und Google One Accounts, Clouds und Clusters.Klar, wissen wir. Und dann: Revival. Plattenschleppen, Mixtapes aufnehmen, analoge Küchenwaage. Ein wehmütiger Blick zurück vor der nächsten Welle der Vernichtung.
Ambient Computing oder Ambient Intelligence hört man jetzt immer öfter. Ambient im Sinn von omnipräsent und zugleich vornehm unsichtbar. Keine Bildschirme in modernen Science Fiction Filmen mehr, aufgefallen bei Dune? Naja, die haben ihre Mentaten, die kann man wenigstens anfassen. Warum? Weil sie Post-Singularity leben, also nach der KI Apokalypse, die uns noch bevorsteht. Jetzt müssen Mutanten kalkulieren, weniger riskant.
Zurück zum Thema, zurück in die Zukunft. Auch retro, fast schon retro-retro. Jedenfalls verschwinden die Screens nach und nach. Voice, also Dialog mit der Maschine, das zieht beim Konsumenten. Obwohl oder weil auch retro. 1952 fingen die Computer an, gesprochene Eingaben zu interpretieren. Hey Mercedes, hey Siri, hey Thermomix. Meine Tochter sagt ab und zu „Hey Papa“, um mich zu ärgern. Wo bleibt der Anstand?
Google führte beim Assistant einen Pretty-Please-Modus ein. Keine Ahnung, ob es den noch gibt. Der sollte der Verrohung der familiären Kommunikation entgegenwirken, da die Kinder von den Eltern lernten, dass der anschnauzende Tonfall gegenüber Alexa und Siri angemessen im Umgang mit Haushaltsgenossen wäre. Also das ging dann so, dass man zum digitalen Assistenten Bitte und Danke sagen musste sonst ging gar nichts.
Wo bleibt da Platz für Design? Look & Feel zieht nicht mehr, wenn es nichts zum looken und feelen gibt. Sprache wird also wieder wichtiger, manche sagen Corporate Language. Vielleicht wird es dann eher Branded Language oder Corporate Character? Für uns ändert sich nicht so viel. Seit Klaus und ich die ersten Clubflyer und Festivalplakate gesetzt haben in den späten Neunzigern ging es zu wie beim berühmten Eisberg: vier Fünftel sind Ordnung von Information, Sprache und Struktur, und nur die Spitze macht die Grafik aus. Homepages? Apps? Same-same, but different.
Bereits erwähnte Singularität war/wird der Zustand des Universums vor dem Urknall bzw. dem Big Bounce. Alles auf Anfang. Und so nennen die Futurologen und Nerds, also Leute wie du und ich, die drohende KI-Apokalypse. Es wird Globuli hageln und eine zornige Stimme wird sich erheben aus den digitalen Wolken am Firmament. HEY HOMO SAPIENS! ERZÄHL EINEN WITZ. Klopf, klopf. Wer ist da? Der Designer. Der Designer wer? Der Designer, der die Idee hatte mit einem Blog zum Thema „Sieht richtig professionell aus.“

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